Monika Mansour weiss, wie man einen erfolgreichen Krimi schreibt. In ihrem Sachbuch”Businessplan: Mord” erklärt sie deshalb, wie es geht. Warum die Essenz einer Geschichte so wichtig für ihr Gelingen ist, lesen Sie in diesem Auszug.
Wie beginnst du einen Krimi?
Mit der Kernfrage. Ich frage mich: Worum geht es in dieser Geschichte wirklich? Mein neuer Krimi Luzerner Totentanz handelt von Hexen und Engeln. Aber eigentlich behandelt er die Kernfrage: Weshalb werden Opfer zu Tätern? An der Kernfrage erkennst du die wahre Story, auch wenn sie im Verborgenen liegt, schwingt sie immer mit. Der Leser soll sie selber herausfinden. Diese Kernfrage liefert das Thema, sie ist die Essenz der Geschichte.
An der Kernfrage erkennst du die wahre Story
Krimiautoren schreiben Unterhaltung und sollten nicht mit erhobenem Zeigefinger über tiefgreifende philosophische Gedanken und soziale Werte dozieren. Die Kunst ist es, die Kernfrage subtil einzubauen und dem Leser indirekt zu vermitteln. Sie soll sein Unterbewusstsein ansprechen.
Hier die Kernfragen, die ich mir bei meinen Krimis gestellt habe:
Zertrümmert Verrat die Familie?
Liebe, Sünde, Tod – Zertrümmert Verrat die Familie?
Himmel, Hölle, Mensch – Verhindern Vorurteile die Liebe?
Luzerner Todesmelodie – Manipuliert das Böse das Gute?
Ist die Kernfrage definiert, widme ich mich folgenden fünf wichtigen Fragen:
- Wer wird mein Held oder meine Heldin?
- Wer oder was ist der Gegenpart, der Täter?
- Welche Ziele haben Held und Täter?
- Was steht auf dem Spiel?
- Wie endet der Konflikt?
Beantworte ich diese Fragen, habe ich einen rudimentären Plot beisammen. Hier ein ganz einfaches Beispiel:
Anna greift nach dem letzten Apfel auf dem Tisch. Ihre Freundin Luisa drängt sich vor und will sich den Apfel schnappen. Die beiden kämpfen darum. Luisa gewinnt und beisst in den Apfel, als wäre er eine Trophäe.
Wir haben Protagonist und Antagonist, ihre Wünsche und den daraus resultierenden Konflikt
Hier haben wir Protagonist und Antagonist, ihre Wünsche und den daraus resultierenden Konflikt, der eine Handlung auslöst und eine Gewinnerin hervorbringt. Auf dem Spiel steht der letzte Apfel. Auch die Kernfrage schwingt mit, obwohl sie nicht ausgesprochen wird: Zerstört Gier die Freundschaft? Es sind solche Mini-Plots, die es auch in jeder einzelnen Szene geben sollte. Bevor du also eine Szene schreibst, beantworte diese fünf Fragen.
Ich notiere mir die Idee für den gesamten Plot mit Protagonist, Antagonist, dem Konflikt und dem daraus resultierenden Ende gerne in einem Satz auf ein buntes Papier und hänge es an die Wand über dem Computer. Es ist die Prämisse, auch Einzeiler genannt. Er sagt alles über meine Geschichte aus. Kann ich meinen Krimi in keinem Einzeiler zusammenfassen, dann fehlt meist die Kernfrage, die Essenz, worum es in der Geschichte wirklich geht.
Wer will was und wie endet es?
Ganz klassisch kannst du die Prämisse so definieren: Wer will was und wie endet es? Hier ein Beispiel, wie ich die Prämisse für Luzerner Totentanz definiert habe:
Die Sträggele will Gerechtigkeit und verhext ihre Peiniger, doch wird sie in ihrem Hass selber zur bösen Hexe und bezahlt ihre Rachsucht auf dem Scheiterhaufen.
Mit einer Prämisse hast du einen Anker, an dem du dich während des ganzen Schreibprozesses orientieren kannst.
Text: Monika Mansour
In ihrem Schreibratgeber “Businessplan: Mord” plaudert die erfolgreiche Luzerner Krimi-Autorin Monika Mansour aus dem Nähkästchen. Sie erzählt von ihrem Weg von der Hobby-Schreiberin zur Autorin, gibt wertvolle Tipps von der Selbstorganisation über die Verlagssuche bis hin zu Fragen, wie man einem Text den letzten Schliff gibt und welche Rhetorik- Fallen man unbedingt vermeiden sollte.
Beim oben veröffentlichten Text handelt es sich um einen Auszug aus Kapitl 2.2 von “Businessplan: Mord – Erfolgreich einen Krimi schreiben” aus dem Arisverlag. Kernthema dieses Kapitels: Inspiration und Startkapital besorgen. Weitere Fragen, welche die Autorin in dem Kapitel behandelt: Woher kommt die Idee für einen Krimi, wie wird aus der Idee eine Geschichte, ist das Milieu entscheidend für den Krimi, wie viel Zeit kostet die Recherche, worauf kommt es bei der Wahl der Schauplätze, wie bringst du die Geschichte im Kopf auf Papier… Zu Wort kommt auch die Krimi-Autorin Isabel Morf mit einem Autorentipp.
Das Copyright liegt beim Verlag.